Zwei Monate sind vergangen, die Emotionen und die alle Welt bewegenden Fragen (Knicks oder Kniefall, privater oder offizieller Besuch) wurden von anderen, richtigen, wichtigen Ereignissen in den Hintergrund gedrängt. Ich kann somit gelassen einen schon Ende August fertig gestellten Blogbeitrag über die Kosaken veröffentlichen.
Während unsere zweite Passage-Gruppe gerade planmäßig ihre letzte Station in Russland, die Halbinsel Kamtschatka, erkundete, kam es zum überraschenden Gegenbesuch: Präsident Putin hat für 75 Minuten auf der südsteirischen Weinstraße gehalten (und ist dann weiter nach Deutschland gereist). Seine Besuche dienten der Annäherung. Zuerst an die österreichische Außenministerin (die mit dem erwähnten fast weltweit beachteten Knicks antwortete). Putin war Zeuge, als Frau Kneissl in Gamlitz ihr zartes „Ja“ hauchte. Ja zum Sakrament der Ehe, aber auch Ja zu den guten bilateralen Beziehungen zwischen Russland und Österreich. Deutlich unzarter ging es danach im brandenburgischen Schloss Meseberg zu. Ein gehauchtes Ja gab es von Frau Merkl zu den bekannten, internationalen Gesprächsthemen nicht.
Hochbeachtet war auch Putins Hochzeitsständchen, dargeboten von einem extra mitgebrachten Gesangsensemble von zehn Kosaken.
Auf Kosaken stoßen auch unsere Reisenden während ihrer Passage durch Russland immer wieder. Kneisslgleich bei einem Ständchen: schließlich werden sie mitten in der Taiga von Kosakensängern zum Mittagessen begrüßt (Tag 5 der Nordost-Passage). Oder bei den verschiedenen Stadtführungen: schließlich waren es Kosaken, die im Auftrag von Zar Peter I. Sibirien und Russisch-Fernost erschlossen und vorerst holzumzäunte Festungen errichteten.
Die Kosaken in Sibirien
Sie lebten ursprünglich in den Steppen des Südens, auch an den Flüssen Dnjepr und Don und in der Uralregion. Sie waren Gemeinschaften von unabhängigen, wilden Reitern, Kriegern, Söldnern, entflohenen Leibeigenen. Immer wieder führte ihr Freiheitsdrang zu Aufständen gegen die Staatsmacht Russland, sie bildeten aber auch Teile der zaristischen Armee. Ende des 16.Jahrhunderts eroberten Sie unter Führung des Kosakenführers Jermak das tatarische Khanat Sibir für den Zaren. Die Erschließung Sibiriens hatte begonnen.
„1661“ steht auf dem neuen, sechs Meter hohen Bronzedenkmal am Angara-Ufer, das den Stadtgründern von Irkutsk gewidmet ist. Es stellt den Kosakenführer Jakov Pochabov, den Erbauer der ersten Holzfestung, dar. Die Siedlung entwickelte sich rasch, bereits 25 Jahre später erhielt Irkutsk das Stadtrecht.
Nach dem Kosaken Chabarov wurde Chabarovsk, die Stadt am fernöstlichen Amur-Fluss benannt (den unsere Gruppen bei der Zwischenlandung überfliegen, am Flughafen aber höchstens eine Kosakenmütze im Minisouvenirshop im Transitraum beim Umsteigen nach Vladivostok sehen).
Die Kosaken in Kamtschatka
Ein weiterer, berühmter Kosake war Semjon Deschnjov . Auf der Suche nach Pelzen drang er weit nach Ostsibirien vor. Umsegelte 1648 die Tschuktschen-Halbinsel im äußersten Nordosten Russlands, entdeckte das östlichste Kap Eurasiens, sogar die Meeresstraße zwischen Sibirien und Amerika. Vielleicht hat er sogar Alaska gesehen, 80 Jahre vor Vitus Bering und 130 Jahre vor James Cook! Das Ostkap trägt heute seinen Namen, doch die Meeresenge heißt Beringstraße. Es dauerte fast 100 Jahre, bis man seinen in den Archiven der ostsibirischen Stadt Yakutsk gut abgelegten und entsprechend verstaubten Entdeckerbericht fand.
Die Kosaken haben nicht immer nur Ständchen gesungen. Eng mit der Erforschung der Halbinsel Kamtschatka (und der nahen Kurilen-Inseln; Ende des 17.Jahrhunderts) verbunden ist der sibirische Kosak Wladimir Atlassow. Er errichtete zwei Handelsposten und unterwarf auf grausamste Weise die einheimischen Völker der Korjaken und Itelmenen. Nach ihm ist eine Vulkaninsel im Süden Kamtschatkas benannt.
Zurück in die Gegenwart: der russische Präsident war glücklicher als unsere Reisegruppe. Während sich die Südsteiermark mit blauem Himmel und viel Sonne präsentierte, gab es im Süden Kamtschatkas Regen. Sogar der Helikopterflug zum Kurilensee musste entfallen. Der Ausflug zu den heißen Quellen von Dachnye fand auf Wunsch der Gruppe und entsprechend Programm dennoch und zur Zufriedenheit der Teilnehmer statt, berichtete Passageleiter Wolfgang. Der aber, wie auch Karl, Passageleiter von Gruppe 3, nur untrockene Bilder liefern konnte. Gerne veröffentliche ich daher auch ein Foto vom ersten Passage-Termin. Mit einem Himmel wie auf der südsteirischen Weinstraße.