Danke, lieber Leibniz

Ich habe Besuch von zwei russischen Tourismuspartnern (natürlich ist eines der Themen die Transsibirische Eisenbahn,  deren 100. Geburtstag heuer gefeiert wurde; 4.Tag unserer Passage) und sie klischeegerecht auf ein Figlmüller Riesenschnitzel eingeladen. Sie suchen jetzt ein Wodkalokal zur Verdauung. Ich passe und verdaue lieber bei einem Spaziergang nach Hause in den Dritten. Dabei  gehe ich durch die Sonnenfelsgasse.  Am Haus Nr.19 fällt mir zum ersten Mal eine Gedenktafel auf. Sie ist dem deutschen Tausendsassa Gottfried Wilhelm Leibniz gewidmet. Ein Zufall?  Er ist genau gestern vor 300 Jahren gestorben. Wir verdanken ihm unter vielem Anderen auch erste Erkenntnisse über die Wasserstrasse zwischen Eurasien und Amerika. Leibniz und Beringia.

Seit  meiner Mittelschulzeit habe ich eine heftige Abneigung gegen die Differentialrechnung, die ich damals auch auf deren Entdecker, den Universalgelehrten Leibniz, übertrug. Eine erste Versöhnung mit ihm kam auf, als ich amouröse Kontakte zu einer in der Leibnizgasse (im 10.Wiener Gemeindebezirk)  wohnenden Mitschülerin pflegte. Heute weiß ich, Gottfried hat einen nicht unwichtigen Beitrag zu unserer gerade im Entstehen befindlichen Nordost-Passage geleistet.

Leibniz und die Nordkap-Expedition

Leibniz war nicht nur Reichshofrat des österreichischen Kaisers (und gut bekannt mit unserem Prinz Eugen), sondern auch Geheimer Justizrat des russischen Zaren. Er hat die wissenschaftlichen Akademien in Wien (siehe Gedenktafel), ebenso die in Berlin und St.Petersburg initiiert. Bei einem Treffen im deutschen Bad Pyrmont  drängte er den von der Schifffahrt begeisterten Zar Peter I. zu einer Nordkap-Expedition. Sie sollte die damals ungeklärte Frage einer  Landverbindung zwischen Eurasien und Amerika lösen. In Folge dessen war es dann Vitus Bering, der im Auftrag des Zaren einige Jahre nach Leibniz‘ Tod die Wasserstraße entdeckte, die schließlich nach ihm (und nicht nach Leibniz) benannt wurde. Leibniz und Beringia, sie sind dennoch verbunden.

Neben der oben erwähnten Tafel und der Gasse erinnert an ihn auch eine übergroße Statue auf der Dachbalustrade des Naturhistorischen Museums (am Eck des linken Museumflügels).  Leibniz , mit einem Umhang  gut gegen den Wind vom Museumsquartier geschützt, hält  in der Rechten ein Buch (ich tippe auf „Einführung in die Differentialrechnung“). Er blickt neugierig Richtung Osten, zur nahen Hofburg, vielleicht Richtung Figlmüller, zur Sonnenfelsgasse. Oder noch weiter bis zur Beringstrasse.