Peter, der Große: Zwischen Baden, Baikal und Beringstraße

Einmal kurz weg von Baikal und Beringstraße. Heute mittags war ich zu einer Pressekonferenz  im 2.Stock des Kunsthistorischen Museums eingeladen. Organisiert u.a. von der Tourismus-Sektion des Wissenschaftsministeriums  und der für Tourismus in Russland zuständigen Vize-Kulturministerin. Das Thema: „Der österreichische Weg von Zar Peter, dem Großen“. In Wien und morgen in Baden gibt es dazu auch eine internationale Konferenz.

Peter, der Große, in Österreich

Nächstes Jahr wird man bei uns und in Russland seines Österreich-Besuchs gedenken. Es  wird dann 320 Jahre her sein, dass der ziemlich „inkognito“ durch Westeuropa  reisende Jungkaiser aller Russen, der „Zar und Zimmermann“, der Gründer St.Petersburgs, neben Holland, England  und Deutschland auch der Hauptstadt des Habsburgerreichs unter Kaiser Leopold I. einen Besuch abstattete. Visavis vom Apollo-Kino wohnte, im Theresianum und Augartenpalais abfeierte.  Die neue Baustelle Schönbrunn (das frühere Lustschloss war bei der 2.Türkenbelagerung zerstört worden)  und das alte  Schloss Laxenburg besuchte. In Baden bei Wien lernte er schwefelig-hydrotherapeutische  Entspannung kennen (und wurde damit zum  Väterchen der russischen Wellness-Bewegung).

Zar Peter I. war aber nicht nur an den modernen Errungenschaften des Westens, sondern auch an den geographischen, naturwissenschaftlichen und strategischen Zusammenhängen zwischen Baikal und Beringstrasse sowie im (Fernen) Osten interessiert. Er schickte den Deutschen Daniel Messerschmidt nach Sibirien, von dem erste ausführliche Berichte über Irkutsk, den Baikal und die sibirische Flora und Fauna stammen (was verblieb noch von Daniel? Ein Asteroid und eine aasfressende Flohkrebsart wurden nach ihm benannt).

Bering und Cook

Der von Peter beauftragte Däne Vitus Bering erforschte über das östliche Ende des Zarenreichs hinaus die Meeresenge zwischen Asien und Amerika, entdeckte als erster Europäer Alaska und gründete auf Kamtschatka Peterpaul-Hafen, das heutige Petropavlovsk.  Historisch unbewiesen ist, das Bering im Auftrag des Zaren die heißen Thermalquellen im nahen Paratunka  nach dem Vorbild der Badener Römertherme gestalteten ließ.

Am Rückweg zur U-Bahn gehe ich am visavis gelegenen Naturhistorischen Museum vorbei. In den Mauernischen und am Dach befinden sich Statuen berühmter Erfinder, Entdecker, Wissenschafter und Philosophen. Rechts oben in einer Nische erkenne ich stehend James Cook. Britischer Marinekapitän, Südsee-Spezialist, Weltumsegler, Passage-Suchender. Fünf Jahrzehnte nach Bering erforschte er Alaska, querte die Beringstraße und erreichte den nordöstlichsten Punkt  Sibiriens (Kap Deschnjov)

     Ostflügel des NHM
      Captain James Cook

Eine der zahlreichen Bering-Gedenkstätten finden wir im Zentrum von Petropavlovsk, eines der vielen Cook-Denkmäler befindet sich in der Downtown von Anchorage.  Auf unserer Nordost-Passage bewegen wir uns häufig auf den Spuren historischer Persönlichkeiten.

Nachbemerkungen zu Baden:

  1. nicht nur Leopold I., sondern im Folgenden auch sein Sohn, der spätere Kaiser Josef I. besuchte Baden gerne. In einer Tourismusbroschüre der Stadt finde ich jedenfalls historisch Bemerkenswertes: „Kaiser Joseph I. war ab 1707 mehrmals zur Kur im  Frauenbad, denn das Badener Schwefelwasser diente nicht nur zur Behandlung von Frauenleiden und Rheuma, sondern half auch gegen „galante Krankheiten“, an denen damals auch gekrönte Häupter litten.“
  2. Bereits vor drei Jahren wurde zur Erinnerung an den Zarenbesuch eine Gedenktafel an der Fassade des Augustinerklosters angebracht.
  3. Die mit ihrer Geschichte bestens vertrauten Russen entdecken die „Kaiserstadt“ mehr und mehr. Seit Jahren gibt es regelmäßig Steigerungen bei Ankünften und Nächtigungen russischer Besucher.