Die Beziehungen zwischen Russland und den USA

Wir sind uns sicher einig, dass gerade heute die Kontakte und Beziehungen zwischen Russland und den USA suboptimal sind. Also stark verbesserungswürdig. Daher fiel mir der „Raketenzug“ im gestrigen Kurier auf. „Die Reise ins All beginnt mit der Bahn“, wurde getitelt.

KURIER vom 20.3.2018


Das Raumschiff „Sojus“  wurde per Zug zum Weltraumbahnhof Baikonur (Kasachstan) gebracht. Heute nachmittags (MEZ), zum zumindest in Österreich noch nicht spürbaren Frühlingsanfang, sind damit zwei US-amerikanische Astronauten und ein russischer Kosmonaut zur Raumstation ISS abgeflogen. Ein aktuelles Beispiel bestehender Kooperation, symbolisiert auch durch den Patch (Aufnäher) der Mission Sojus MS-08.

Bleiben wir am Boden, blicken wir in die Vergangenheit. Bei der Ausarbeitung der Nordost-Passage sind wir auf interessante, vielen unbekannte Beispiele russisch-amerikanischer Verständigung und Zusammenarbeit gestoßen. In der langen Geschichte der russisch-amerikanischen Verbindungen gab es nicht nur Konkurrenz, Spannungen und „kalten Krieg“, sondern auch Perioden der Unterstützung, ja engen Zusammenarbeit und Freundschaft.

Zum Beispiel Mitte des 19.Jahrhunderts, als sich Russland und die USA gegen die europäischen Kolonialmächte verbündeten. Eine Folge des unter dem Namen „Krimkrieg“ bekannten strategisch (Russlands drohender Zugang zum Mittelmeer), wirtschaftlich und religiös begründeten kriegerischen Konflikts zwischen Russland unter Zar Nikolaus I. und dem mit Großbritannien und Frankreich verbündeten Osmanenreich. Der englische Russlandhistoriker Orlando Figes (seit 2017 deutscher Staatsbürger, da er nicht „Brexit-Brite“ sein will) bezeichnet ihn als „letzten Kreuzzug“. Sogar der Ferne Osten wurde Kriegsschauplatz. 1854 griff ein britisch-französischer Schiffsverband die russische Hafenstadt Petropavlovsk an. Trotz deutlicher Überlegenheit an Soldaten und Kanonen war die Belagerung aber nicht erfolgreich.

Die USA, selbst in schweren Konflikten mit Großbritannien und Frankreich, gewährte den Schiffen des befreundeten Russland sogar Schutz. „So kam es, dass zum Erstaunen der Amerikaner, im September 1863, plötzlich russische Kriegsschiffe in den Häfen von New York und San Francisco vor Anker gingen…. Die Schiffe blieben sieben Monate …und wurden von der First Lady, Mrs. Lincoln offiziell besucht“ (Peter Littke; Vom Zarenadler zum Sternenbanner, S210). Ein unbekannter Aspekt in den Beziehungen zwischen Russland und den USA.

Ebenso kriegsbedingt und wahrscheinlich nur Militärhistorikern bekannt ist eine besondere Kooperation im Verlauf des 2.Weltkriegs: die militärische Hilfe und Zusammenarbeit, durch die amerikanische Lastwägen, Güterloks und Kampfflugzeuge über den Pazifik in den russischen Fernen Osten, nach Sibirien und dann weiter an die Front transportiert wurden. Während unserer Nordost-Passage stoppen wir an einigen wichtigen Stationen: Krasnojarsk, Vladivostok, Fairbanks und Edmonton.

In den USA gebaute Lok am Bahnhof von Vladivostok


Wollen Sie mehr wissen? Bei „Interessantes“ finden Sie ein neues Kapitel über die alliierte Zusammenarbeit im Nordpazifik.